Digitalisierung – eine Herausforderung für ältere Menschen (Tagung «Digital fit im Alter» des Seniorenrates in St. Gallen)

«Digital fit auch im Alter» – der Seniorenrat SSR hat ein Tagungsthema ausgewählt, welches beschäftigt und bewegt. Dies zeigte sich in St. Gallen eindrücklich an der grossen Beteiligung, den spannenden Referaten und nicht zuletzt den angeregten Diskussionen.

 

Laura Bucher, Regierungsrätin des Kantons St. Gallen, hiess den Seniorenrat und die Besucherinnen und Besucher in St. Gallen willkommen. Sie wies auf die Aufgabe der Regierung und der Politik hin, welche für die Rahmenbedingungen verantwortlich sind, damit ein würdiges Alter möglich ist.

 

Der Digitalisierung ist nicht zu entkommen
Es liegt nahe, dass das Thema Digitalisierung interessiert: In den letzten Jahren und in einem immer schnelleren Tempo hat die Digitalisierung im Alltag Einzug gehalten. Ihr ist fast nicht mehr zu entkommen. Banken, Behörden, öffentlicher Verkehr und auch die Kommunikation setzen immer stärker und zum Teil ausschliesslich auf Online-Kanäle. Reto Cavegn und Esther Waeber-Kalbermatten, Co-Präsident und -Präsidentin des SSR, warteten an der sehr gut besuchten Tagung in der Fachhochschule OST mit konkreten Beispielen auf: Tickets für die Fussballmeisterschaft lassen sich nur noch online lösen und ausschliesslich auf dem Handy vorzeigen, die Schularbeit der Enkelin ist über einen QR-Code aufrufbar.

 

Digitalisierung: Risiken, aber auch Potentiale
Lisa Kortmann, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Institut für Altersforschung OST in St. Gallen zeigte in ihrem Referat auf, dass auch die Bevölkerung in der Schweiz längst im Zeitalter der Digitalisierung angekommen ist. 78 % der Bevölkerung (in der EU 56 %) verfügt bereits über grundlegende digitale Kompetenzen. Diese nehmen mit zunehmendem Alter jedoch ab. Die Forscherin wies auf die Potentiale und die Risiken der digitalen Technologien hin und führte aus, weshalb es für ältere Menschen wichtig ist, sich digitale Kompetenzen anzueignen und zu erhalten. Ausgrenzung, Diskriminierung und Sicherheitslücken können die Folge von «Abstinenz» sein.

 

Dass das Unbehagen und die Skepsis über die Entwicklung gross sind, zeigte die anschliessende Frage- und Diskussionsrunde. Das Tempo der Digitalisierung ist hoch, die Befürchtung der Teilnehmer, abgehängt oder übergangen zu werden, deutlich spürbar.

 

Digitale Schalter: Konkrete Unterstützung
Genau diesem Anliegen widmet sich die Associazione Ticinese Terza Età (ATTE). Gian Luca Casella, ATTE-Generalsekretär stellte den digitalen Schalter vor, den die Altersorganisation an 14 Orten im Tessin betreibt. Freiwillige – oft ältere Schülerinnen oder Studenten – beheben für die Seniorinnen und Senioren Probleme mit Handy oder Laptop. Sie helfen aber auch, einen Mailaccount einzurichten oder über einen Messenger Fotos zu verschicken. Im Tessin, das besonders stark von der Pandemie betroffen war, wurde die Digitalisierung und die Verbreitung elektronischer Geräte von Corona stark beschleunigt. Im Nachgang dieser schwierigen Zeit zeigt sich, dass die digitalen Schalter auch als soziale Treffpunkte eine wichtige Rolle spielen.

 

Diesem Aspekt wurde auch an der Tagung genügend Raum gegeben: In der Pause und beim anschliessenden Apéro wurde angeregt diskutiert – über die Digitalisierung und deren Auswirkungen, aber natürlich auch über viele andere Themen.

 

Sonderheft Digitalisierung
Die Inhalte der Tagung sowie weitere (Digitalisierungs-)Themen wird der Seniorenrat im Herbst 2024 mit einem Sonderheft vertiefen. Interessierte können ein Exemplar bestellen über info@ssr-csa.chBitte geben Sie Ihre Adresse und Ihre E-Mail und die gewünschte Sprache (D oder F) an, vielen Dank!

 

 

«Die Digitalisierung ist nicht ein Problem, aber eine Herausforderung für die ältere Generation»: Lisa Kortmann vom Institut für Altersforschung OST.

 

 

Mit digitalen Schaltern die Seniorinnen und Senioren bei konkreten Fragen und Problemen unterstützen: Gian Luca Casella stellte ein interessantes Tessiner Projekt vor.

 

 

Zahlreiche und sehr interessierte Zuhörerinnen und Zuhörer verfolgten die Referate der Tagung «Digital fit auch im Alter».

 

 

Sie zeichneten für die Organisation der Tagung verantwortlich (von links): Reto Cavegn, CoPräsident SSR, Denise P. Moser, Esther Waeber Kalbermatten, Co-Präsidentin, Ursula Zulauf, Felicitas Würth-Zoller, Hans Albert Rölli.